Victoria mischte sich als Landesmutter in viele politische und soziale Belange ein und zeigte auch reges Interesse an der Militärpolitik.
Henry Lord Harbinge war Oberbefehlshaber der britischen Armee während des Krimkriegs. In ihrem Brief vom 26. November 1855 lobte die Queen den Feldmarschall für seine hervorragenden Berichte von der Front, die sie mit großem Interesse gelesen hatte.
Queen Victoria
Handgeschriebener Brief von 1855
Viva Victoria No.1
33 Taschen
Mai 2019
2.450,00 €
13.375,00 €
AUSVERKAUFT
* UVP = unverbindlicher Endverkaufspreis inkl. MwSt in Deutschland
** auch Pre-Used in erstklassigem Zustand mit Originalpapieren
Ohne Queen Victoria, die mächtigste Frau des 19. Jahrhunderts, hätte die britische Monarchie kaum überlebt. Als erste britische Monarchin trug sie zusätzlich den Titel Kaiserin von Indien. Viktoria ist vor allem durch zweierlei in Erinnerung geblieben: Ihre lange Regierungszeit von fast 64 Jahren und die kaum überschaubare Zahl ihrer Nachfahren. Eine ganze Epoche -das ‚Viktorianische Zeitalter‘ – wurde nach ihr benannt, sie galt bereits zu Lebzeiten als die Personifizierung des britischen Weltreiches. Durch geschickt arrangierte Ehen ihrer neun Kinder und 29 Enkel wurde die Matriarchin zur sprichwörtlichen „Großmutter Europas“.
Als sie am 24. Mai 1819 im Londoner Kensington Palast geboren wurde, stand die Tochter des Herzogs Edward Augustus von Kent und seiner deutschen Ehefrau Victoire zunächst nur an fünfter Position der britischen Thronfolge. Da es dem britischen Königshaus jedoch an legitimen Nachfolgern fehlte, bestieg sie nach dem Tod des Königs, ihres Onkels Wilhelm IV., mit nur 18 Jahren den Thron.
Victoria galt als willensstarkes und robustes, manchmal jähzorniges Kind. Sie stand vollkommen unter dem Einfluss ihrer überfürsorglichen Mutter, ihr Vater starb, als sie erst 8 Monate alt war. Die kleine Prinzessin wurde von anderen Kindern isoliert und erhielt eine eher oberflächliche Ausbildung, die der junger Adelstöchter ihrer Zeit entsprach. Auf den Thron wurde sie nur unzulänglich vorbereitet.
Sie selbst beschrieb ihre Kindheit später als ‚ziemlich melancholisch‘. Der Essayist Thomas Carlyle, der die nur 1,50 m kleine künftige Königin auf dem Weg zur Krönung in der Westminster Abbey sah, bemerkte mitleidig: »Arme kleine Königin. Sie ist in einem Alter, da man einem Mädchen kaum zutraut, sich allein einen Hut kaufen zu können, und soll nun eine Aufgabe bewältigen, vor der ein Erzengel zurückschrecken würde.«
Victorias erste Anordnung als Königin war, ihr Bett aus dem Schlafzimmer der Mutter zu entfernen „in ein eigenes Zimmer!“ Damit beendete sie ihre freudlose beengte Jugend und entzog sich dem Druck der dominanten Mutter.
Victorias erster Premierminister, Lord Melbourne, wurde zum väterlichen Mentor und Ratgeber der 18-jährigen unerfahrenen Regentin. Er genoss ihr volles Vertrauen, neben politischen Fragen holte sie auch seinen Rat in privaten Dingen ein. Mit der Unterstützung ihres Premierministers verlief das erste Regierungsjahr Victorias erfolgreich.
Dennoch handelte sie sich in der Öffentlichkeit Kritik ein, da sie häufig sehr emotional handelte. Forderungen nach einer Heirat der Königin wurden laut, da man sich von einem Ehemann mäßigenden Einfluss auf ihre Temperamentsausbrüche erhoffte. Am 10. Oktober 1839 wurde ein (zweites) Treffen mit ihrem deutschen Cousin Albert von Sachsen-Coburg und Gotha arrangiert. Victoria, die sich in ihrer Rolle als Regentin zunehmend verunsichert fühlte, verliebte sich in Albert, in dem sie neben einem ‚schönen Mann‘ auch einen Unterstützer und Beschützer sah.
Bereits fünf Tage später hielt sie – wie es das Protokoll verlangte – um die Hand Alberts an. „Ich bin der glücklichste Mensch“, beschrieb Victoria ihre Eindrücke in ihrem Tagebuch. Die Hochzeit fand im Februar 1840 statt.
Der deutsche Prinz Albert galt zunächst als nicht ebenbürtig und fungierte jahrelang als inoffizieller Privatsekretär in allen öffentlichen Angelegenheiten bis hin zur Kleiderfrage. Erst 1857 wurde er zum offiziellen Prinzgemahl ernannt und erhielt den Titel »Prince Consort« mit den damit verbundenen Privilegien.
Insgesamt galt die fast einundzwanzigjährige Verbindung zwischen Victoria und Albert als sehr glücklich. Während ihrer Ehe unterwarf sich die Königin in fast allen politischen und privaten Entscheidungen dem diplomatischen Einfluss ihres Ehegatten. Dennoch war sie sehr machtbewusst, agierte durchaus selbstständig und hatte die Dinge gerne unter Kontrolle.
Unter Victorias Regentschaft wurde England in die Neuzeit katapultiert. Während ihrer Herrschaft erreichte das britische Imperium seine größte Ausdehnung. England wurde zur führenden Handels-, Wirtschafts- und Seemacht der Welt. Während andere Großmächte durch Konflikte in Europa gebunden waren, baute Großbritannien durch die Konzentration auf den Handel seine Vormachtstellung weiter aus.
Die Königin überstand in einer Zeit voller Umbrüche Attentate, Krisen und Kritik durch die Presse, die an Bedeutung gewann. Zwischen 1840 und 1882 wurden sieben Attentate auf ihr Leben verübt - ihre mutige Haltung gegenüber diesen Angriffen stärkte ihre Popularität erheblich.
Unter ihrer Regentschaft wurden Kinder- und Frauenarbeit eingeschränkt, die Kornzölle abgeschafft und Wahlrechtsreformen eingeführt. Die allgemeine Schulpflicht wurde eingeführt und die Käuflichkeit des Offiziersranges abgeschafft.
Die neue Sozialgesetzgebung verbesserte in kleinen, aber stetigen Schritten das Leben der Arbeiterschaft und auch die Rechtslage von Frauen. England erlebte nie dagewesene technische und medizinische Fortschritte.
Stets an ihrer Seite stand ihr ‚geliebter Albert‘ (‚beloved Albert‘). Er rieb sich dabei auf und erschöpft seine Kräfte so stark, dass er im Dezember 1861 früh verstarb. Die tief getroffene 42jährige Witwe zog sich in ihrer Trauer für Jahre aus der Öffentlichkeit zurück und trug bis an ihr Lebensende ausschließlich Witwentracht.
Mitte der 1870er Jahre verabschiedete sich Victoria aus der selbst gewählten Abgeschiedenheit und zeigte sich wieder vermehrt im öffentlichen Leben. Die Bevölkerung nahm sie jetzt nicht mehr als trauernde ‚Witwe von Windsor‘ wahr, sondern als verehrungswürdige Landesmutter. Sie vermittelte den Menschen ein Gefühl der Kontinuität und Beständigkeit und wurde zum Symbol des Britischen Empire mit seinen Errungenschaften.
An der Politik nahm Victoria bis zu ihrem Tod regen Anteil, selbst die gesundheitlichen Probleme der letzten zwei Lebensjahrzehnte konnten sie nicht daran hindern. Auch an der Militärpolitik zeigte sie großes Interesse und gab den Anstoß zu einer umfassenden Militärreform und der Erneuerung des Lazarettwesens. Noch im hohen Alter inspizierte die Monarchin ihre Truppen und besuchte Krankenhäuser, wie bereits als junge Königin während des dreijährigen Krimkriegs (1853 - 1856).
Am 22. Januar 1901 starb Königin Victoria im Alter von 81 Jahren in ihrem Landsitz Osborne House. Mit einer Regierungszeit von mehr als 63 Jahren war Victoria die am längsten regierende britische Monarchin, nur übertroffen von ihrer Ur-Ur-Enkelin Elisabeth II., der jetzigen Königin Englands.